CHRONIK:
Bis 1908 gab es in Gräfendorf keine organisierte Feuerwehr, allerdings eine Vorstufe davon. Jeweils 12 Männer, die durch Armbinden zu erkennen waren, verpflichteten sich dazu, die vorhandene Handspritze mit Eimern zu füllen und die
Löschaktion durchzuführen. Danach bildeten 12 andere Männer eine Reihe. Hierbei halfen selbstverständlich auch alle Einwohner. Des Weiteren befand sich im Zentrum des Dorfes eine überdachte Tafel mit 3 Feuerhaken und 2 Feuerleitern. Jedes Gehöft musste ebenfalls über einen Feuerhaken verfügen. Ein Nachtwächter zog zu jener Zeit durch die Straßen von Gräfendorf.
Mit der Zeit verbesserte sich die Organisation. Um gezielter Brandgefahren in der Ortschaft abzuwenden, wurde die Gründung der Feuerwehr am 04. Juli 1909 durch den Gemeindevorstand und dem Gutseigentümer in Gräfendorf vollzogen. Die entsprechende Bestätigung erfolgte offiziell am 03. September 1909 durch den Landrat des Kreises. Eine Abschrift der Gründungsurkunde - Wehr-Statut - existiert noch heute und ist gut erhalten. Daraus ist ersichtlich, dass die Wehr damals den Namen "Spritzenverband Gräfendorf"
trug. Erster Vorsteher des Verbandes war Gutsherr Franz Salomon, der diese Position - hauptsächlich aus Desinteresse - an Paul Dümichen übergab. Zur Erstausrüstung gehörte eine Handdruckspritze, die Franz Salomon von der Feuerwehrtechnik-Firma Hermann Koebe aus Luckenwalde erwarb.
Im Mai 1912 ging der Spritzenverband zur Freiwilligen Feuerwehr über, die aus fast 50 aktiven Männern bestand und deren erster Wehrleiter Otto Große war. Ein historisches Bild belegt, dass ein Spielmannszug von 1925 bis Ende der 1930er Jahre existierte, welcher unter der Leitung eines gewissen Herrn Kuntze stand.
Als ein Großbrand 1926 in Sernow ausbrach, eilten unter anderem die Gräfendorfer Feuerwehrleute zur Hilfe. Weitere Recherchen brachten eine Ehrenurkunde vom 19. März 1932, ein Besitz-Zeugnis vom 13. Oktober 1933 und eine Ehrenzeichenverleihungs-Urkunde vom 20. April 1937 zum Vorschein. Von 1935 bis 1943 führte Paul Schlanke die Kameraden, die im Jahr 1942 mit einer Motorspritze ausgestattet wurden. Als in den letzten Kriegsjahren (1944) fast alle Männer eingezogen waren, gab es eine Frauenfeuerwehr im Ort, dessen Wehrleiter Paul Lehsing war. Die Ausbildung der Frauen übernahm Paul Raack. Nach dem Kriegsende vertrat
Arnold Schröder das Wehramt, bevor Paul Raack die Ortsfeuerwehr ab 1946 führte.
Erste Bewährungsproben im Dorf mussten die Kameraden Anfang der 1950er Jahre bestehen. Die Schmiede brannte und ein Scheunenbrand folgte im Jahr 1954. Die technische Ausrüstung verbesserte sich in den Folgejahren und 1958/59 erhielt das alte Feuerwehrhaus seinen großen Schlauchturm. Weiterhin wurden Hydranten im Wasserversorgungsnetz installiert.
Zu Beginn des Jahres 1962 übernahm Heinz Huckewitz die Position des Wehrleiters. Zur gleichen Zeit wechselte man die Motorpumpe gegen einen Tragkraftspritzenanhänger (TSA) aus. Beim Scheunenbrand 1975, Strohmietenbrand am Kuhstall und einem Brand auf einem Gehöft (beide 1976) kam diese neue Technik zum
Einsatz. Im Jahr 1977 kam es zu Renovierungsarbeiten am alten "Spritzenhaus" sowie des dazugehörigen Schlauchturmes. Der große Dorfteich wurde saniert, welcher nunmehr als Lösch- und Anglerteich dient.
Die Kameraden Hans Schütze und Klaus Förster nahmen 1986 ein monatelanges Projekt in Angriff. Es war die Rekonstruktion der historischen Handdruckspritze (Baujahr 1910), welche
1957 letztmalig im Einsatz war. Zum Parkfest 1987 präsentierte man dieses "Schmuckstück" mit einer Aufführung. Dieses Löschgerät ist eine Attraktion bei vielen Ausstellungen bzw. Vorführungen in der Gegend und ist noch immer voll funktionstüchtig. Ebenfalls 1987 wurde das 75jährige Bestehen gefeiert, da man damals davon ausging, dass die Gründung im Jahr 1912 stattfand.
Seit 1988 leitet Siegfried Möhle die Freiwillige Feuerwehr als Ortswehrführer. In der Wendezeit - am 22. Juni 1990 - nahm der Kreisfeuerwehrverband Jüterbog unsere Wehr als ordentliches Mitglied - per KFV-Urkunde - auf. Auf dem Mühlberg wird das Oktoberfeuer zum ersten Mal am 02. Oktober 1990 entfacht. Der 28. März 1991 ist Startschuss für das erste Osterfeuer. 1994 fusionierten die Angehörigen der Feuerwehren der ehemaligen Kreise Jüterbog, Luckenwalde und Zossen und gingen zum Kreisfeuerwehrverband im Landkreis Teltow-Fläming über. Die FF Gräfendorf gehört laut Bestätigungsurkunde vom 11. Dezember 1993 dazu.
1997 organisierten die Kameraden die Jugendarbeit und stellten eine Jugendfeuerwehr zusammen. Im darauf folgenden Jahr - 1998 - traten zwei Kindermannschaften beim Amtsausscheid an, die auf Anhieb den 1. und 3. Platz
erkämpften.
Bis zum 90jährigen Bestehen, welches 1999 stattfand, verfügte die Wehr nur über einen Tragkraftspritzenanhänger, der in einem kleinen Gerätehaus unterstand. Die Erweiterung der technischen Ausstattung folgte im Jahr 2000. Die Kameraden erhielten ein Löschfahrzeug der Marke VEB Robur Zittau (Typ: LO 1801 A) mit Schlauchwagen. Besser bekannt ist das Fahrzeug unter dem Namen "LO". Damit war die ordnungsgemäße Unterstellung bzw. Unterbringung der Löschgeräte nicht mehr gewährleistet. Vorübergehend stand der Robur in einer Lagerhalle/Werkstatt. Ein neues Feuerwehrgebäude erschien unbedingt notwendig,
so dass an das ehemalige Schloss im Dorfzentrum ein Anbau erfolgen sollte. Im Februar 2001 startete dieses Projekt und die Fertigstellung des Rohbaus fand einige Monate später statt. Die Arbeiten wurden in Eigenleistung durchgeführt.
An einem weiteren Projekt arbeitete man parallel. Die ersten Feuerwehrbilder und -berichte wurden für eine Homepage zusammengestellt. Startschuss des Internetauftritts war dann der 01. Mai 2001. Genau ein Jahr später, am 01. Mai 2002, führten die Kameraden erstmals einen "Tag der offenen Tür" im kleinen Flämingdorf durch, der viele neugierige Besucher anlockte. Im gleichen Jahr fand die Einweihung des neuen Feuerwehrhauses statt. Der Amtsleiter Ernst Werner übergab offiziell am 06. September 2002 den Feuerwehrkomplex seiner Bestimmung. Am 01. August 2003 wurde ein Austausch des alten Löschfahrzeuges gegen einen "neuen" Robur (Typ: LO 2002 A) vorgenommen. Einen Monat später - am 05. September 2003 - erhielten die Kameraden zur historischen Handdruckspritze die passende Uniform.
Das Jahr 2005 ist ein Außergewöhnliches in der Gräfendorfer Geschichte, nicht nur weil das achthundertste Bestehen des Dorfes mit einem dreitägigen Festakt und großen Festumzug
vom 17. bis 19. Juni 2005 gefeiert wurde, sondern auch weil den Männern der große Wurf am 20. August 2005 beim Gemeindeausscheid "Löschangriff nass" gelang. Erstmals verbuchten sie den Titel für sich. Danach kamen Überlegungen auf, ein Frauenteam für Wettkämpfe zu bilden. Schließlich setzte Jessica Seefeldt den Traum in die Tat um und stellte eine reine Frauenmannschaft zusammen. Beim nächsten Gemeindeausscheid und erstmalig durchgeführten Nachtpokallauf in Gräfendorf am 09. September 2006 nahmen die Damen sehr erfolgreich teil.
Zum Anfang des Jahres - am 03. Februar 2006 - gründete sich der Feuerwehrförderverein "Spritzenverband Gräfendorf 1909". Die offizielle Aufnahme in das Vereinsregister ist am 07. Februar 2007 vollzogen worden. Das 10jährige Jugendfeuerwehrbestehen beging man am 28. April 2007. Siegreich kehrten die Frauen vom Gemeindeausscheid "Löschangriff nass" am 03. Mai 2008 zurück.
Auch der Jugend war es nach jahrelangen Anläufen vergönnt, den erstmaligen Sieg nach Hause zu bringen. Zur ersten Teilnahme am Brandenburger 4 Bahnen-Pokal im Jahr 2008 machte sich das Männerteam auf.
Für die Gräfendorfer Feuerwehrgeschichte war das Jahr 2009 ein Besonderes. Das 100jährige Jubiläum stand an, auf welches mit großem Banner im August 2009 aufmerksam gemacht wurde. Sogar das "Puppenfieber" brach im Dorf aus. Viele liebevoll gestaltete Feuerwehrpuppen standen in der Ortschaft. Der Höhepunkt des dreitägigen Festes vom 04. bis 06. September 2009 war der Feuerwehrfestumzug, an dem u.a. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm teilnahm. Eine Woche später, am 12. September 2009, feierte
die Gräfendorfer Feuerwehrgemeinschaft ihre Jubiläums-Party mit reichhaltigem Buffet und Videovorführung vom Festumzug.
Das Wettkampfteam der Männer trat 2010 beim Brandenburg-Cup erstmalig an und konnte 2011 auf ein unglaublich erfolgreiches Feuerwehrsportjahr zurückblicken. Nicht nur die Bestzeiten und Gemeinderekorde wurden mehrmals gedrückt bzw. verbessert, sondern man startete als Doppel-Gemeindemeister Niederer Fläming bei den 9. Kreismeisterschaften Teltow-Fläming. Am 25. Juni 2011 wurden die Frauen Kreismeister und die Männer holten den Vize-Titel. Damit qualifizierten sich beide Mannschaften zum ersten Mal für die Landesmeisterschaft Brandenburg im Feuerwehrsportwettkampf in Lübbenau. Zu dieser Meisterschaft reisten die Wettkampfteams mit ihren zahlreichen Fans am 17. September 2011 per Bus an.
Trotz traumhafter Fan-Unterstützung, gelang es beiden Teams nicht, die gesetzten Ziele zum Saisonhöhepunkt umzusetzen. Die Stimmung litt jedenfalls nicht darunter.
Im Jahr 2012 nahm erstmals das Frauen-Wettkampfteam am Brandenburger 4 Bahnen-Pokal sowie Brandenburg-Cup teil. Enorme - und nicht für möglich gehaltene - Leistungssteigerungen verzeichneten die Frauen dabei. Den Männern gelang ein konstantes Wettkampfjahr mit neuen persönlichen Bestzeiten.
Die Feuerwehr im Ort ist wichtiger Bestandteil des festtäglichen Dorflebens. Zur Tradition gehört es, dass sich die Gräfendorfer Kameraden bei der Vorbereitung des Parkfestes in der 175 Seelen-Ortschaft beteiligen und ein Oster- sowie Oktoberfeuer durchführen. Des Weiteren finden ein "Tag der offenen Tür" und ein Nachtpokallauf sowie ein Feuerwehrjahrestag statt. Die Wehr handelt nach folgendem Motto:
1909 | Gründung Spritzenverband Gräfendorf |
Übergabe Verbandsvorstand Franz Salomon an Paul Dümichen | |
1910 | Anschaffung Koebe-Handruckspritze |
1912 | Gründung Freiwillige Feuerwehr Gräfendorf |
Wehrleiter Otto Große | |
1925 | Gründung Spielmannszug |
1926 | Erste Hilfeleistung beim Großbrand in Sernow |
1935 | Wehrleiter Paul Schlanke |
1942 | Ausstattung mit Motorspritze |
1944 | Wehrleiter Paul Lehsing |
Aufstellung Frauen-Feuerwehr | |
1945 | Wehrleiter Arnold Schröder |
1946 | Wehrleiter Paul Raack |
1958 | Schlauchturmbau |
1959 | Hydranten-Installation im Wasserversorgungsnetz |
1962 | Wehrleiter Heinz Huckewitz |
Wechsel Motorspritze gegen Tragkraftspritzenanhänger | |
1977 | Renovierungsarbeiten Spritzenhaus mit Schlauchturm |
Sanierung Dorfteich zum Lösch- und Anglerteich | |
1986 | Rekonstruktion Koebe-Handruckspritze |
1987 | 75 Jahrfeier Freiwillige Feuerwehr |
Präsentation Koebe-Handruckspritze | |
1988 | Wehrleiter Siegfried Möhle |
1990 | Aufnahme in Kreisfeuerwehrverband Jüterbog |
Erstmals Oktoberfeuer | |
1991 | Erstes Osterfeuer |
1994 | Aufnahme in Kreisfeuerwehrverband Teltow-Fläming |
1997 | Gründung Jugendfeuerwehr |
1998 | Erstmaliger Jungensieg beim Amtsausscheid |
1999 | 90 Jahre Feuerwehrjubiläum |
2000 | Erhalt Löschgruppenfahrzeug Robur LO 1801 A |
2001 | Bau Feuerwehrkomplex |
Start Internetauftritt | |
2002 | Erstmalig "Tag der offenen Tür" |
Einweihung Feuerwehrhaus | |
2003 | Austausch Löschfahrzeug Robur LO 1801 A gegen LO 2002 A |
Erwerb historischer Uniformen | |
2005 | Erstmaliger Männer-Gemeindeausscheidsieg |
2006 | Gründung Feuerwehrförderverein |
Zusammenstellung Frauen-Wettkampfteam | |
Erstmalig Nachtpokallauf-Wettkampf | |
Frauen erstmals Sieger beim Nachtpokallauf | |
2007 | 10jähriges Jugendfeuerwehrbestehen |
2008 | Erster Jugend- und Frauensieg beim Gemeindeausscheid |
Erstmalige Männer-Teilnahme am Brandenburger 4 Bahnen-Pokal | |
2009 | 100 Jahre Feuerwehr Jubiläum |
2010 | Erste Männer-Teilnahme am Brandenburg-Cup |
2011 | Kreismeistertitel für Frauen und Vize-Titel für Männer |
Landesmeisterschaftsteilnahme der Männer- und Frauenmannschaft | |
2012 | Erste Frauen-Teilnahme am Brandenburger 4 Bahnen-Pokal |
Erstmalige Frauen-Teilnahme am Brandenburg-Cup |